Hundertmarkscheine und gefaehrliche Bahnfahrt
Ab morgen bitte Hundertmarkscheine
Vor Jahren, als Jan Stralli Schaffner der Kleinbahn war - den Dienst versah er über vier Jahrzehnte -, legte einmal ein Badegast es darauf an, ihn zu ärgern. Er fuhr täglich mit und bezahlte mit Fünfzigmarkscheinen, die zu wechseln schwierig war. Als das zum ersten Mal geschah, tat Jan die üblichen Fragen, ob es nicht anders gehe, und da es nicht zu gehen schien, machte er sich die Mühe, das Wechselgeld zusammen zu holen.
Am andern Tage wiederholte sich das Spiel. Jan merkte jetzt die Absicht, schwieg aber und dachte, das sei das Beste, dem Gast seinen Spaß zu verleiden. Doch gefehlt - am dritten Tag war es wieder so, und wieder plagte sich Jan Stralli, das Geld von Fahrgast zu Fahrgast zu tauschen. Alle im Wagen beobachteten das Spiel von Tag zu Tag mit wachsendem Vergnügen. Man erwartete eine drastische Explosion des Geneckten.
Jan tat ihnen den Gefallen nicht, aber seine Augen funkelten, als er dem Herrn das mühsam zusammengebrachte Wechselgeld überreichte. Wie dieser jedoch auch am vierten Tag, und diesmal offen lachend, seine fünfzig Mark präsentierte, griff Jan Stralli ruhig in seine Tasche und zahlte aus, in Groschen - und vor allem In Fünfpfennigstücken . . . ,
Bei dreißig Mark wußte der nur sommerlich leicht bekleidete Herr kaum noch, wohin mit der lastenden Münzflut. Die Fahrgäste wollten bersten vor Lachen, und auch der also Bediente - ein reicher Industrieller - lachte mit.
,,Der Rest ist für Sie!" rief er abwehrend. Jan Stralli salutierte dankend.
„Ab morgen wollen Sie bitte mit Hundertern bezahlen, mein Herr“, sagte er, ,,jetzt kann ich es!" Aber seitdem hatte auch dieser Badegast immer Kleingeld bei sich. Ubrigens sind sie gute Freunde geworden, Jan Stralli und der Großgeldmann.
Gefährliche Bahnfahrt ohne Kompaß
An einem sommerlichen Nebeltag blieb der von Emden fällige Dampfer über Gebühr lange aus. Mit einem Badegast, der wenig von Navigation und Technik der Seefahrt wußte, stand Schaffner B. von der Kleinbahn wartend am Anleger. Der Badegast äußerte seine Ungeduld: ,,Ist das Schiff denn überhaupt von Emden abgefahren?" ,,Ja, das ist es gewiß."
„Warum kommt es dann noch nicht. Es hätte doch längst hier zu sein!"
Aber mein Herr, es ist doch so dick, daß man keine fünfzig Meter weit sehen kann. Da muß der Dampfer langsam fahren. Das dauert womöglich noch lange. Es kann sogar sein, daß unterwegs geankert werden muß."
Das schien dem Badegast unbegreiflich.
„Aber wieso denn, das Schiff wird doch nach, dem Kompaß gesteuert! Da ist es doch 'n Klacks, durch den Nebel zu finden!"
In diesem Augenblick hörte man - tuuuut - das Signal des langsam sich nähernden Dampfers.
„Was hab' ich gesagt!" triumphierte der Mann: ,,Mit 'nem Kompaß ist das 'ne Kleinigkeit! Wozu hat man denn die Dinger?"
,,Kann sein, Sie haben recht!“, meinte darauf B. ergeben und blickte dem Besserwisser tiefsinnig an. ,,Für so 'n Schiff mit 'm Kompaß ist das wohl nix. Aber für uns von der Bahn, mein Herr, ist es ´n Kunststück. Wir haben nämlich keinen Kompass, - wie aber finden wir nachher durch den Nebel zum Bahnhof …..?“