Auf den Inseln haben sich noch uralte Gebräuche erhalten, denn „Auf Borkum ist alles anders“
„Ostfriesische und Insulare Maibaumtradition“ reicht bis in die Jahre, um 1237 zurück.
Maibäume haben in Deutschland sowie auch in anderen Ländern eine lange Tradition und werden am 1. Mai eines jeden Jahres aufgestellt. Auch der Maibaum auf der Nordseeinsel Borkum hat eine lange Tradition, wird aber nicht wie Ihnen bekannt am 1. Mai, sondern alljährlich am Pfingstsamstag aufgestellt. Er hat nichts wie im herkömmlichen Sinne mit dem bekannten Maibaum zu tun. Dass dieser erst zu Pfingsten aufgestellt wird, liegt daran, dass unsere Vegetation 6 - 8 Wochen hinter der Blüte des Festlandes liegt. Leider ist diese Begründung hinsichtlich zum späteren Aufstelltermin des Borkumer Maibaumes nicht ganz richtig!
Der Verein Borkumer Jungens e.V. 1830 von der Nordseeinsel Borkum hält an der ältesten Maibaumtradition, wie zu Zeiten des Upstalsboom fest. Der Upstalsboom (Versammlungs- oder Gerichtsplatzes zur öffentlichen Verhandlung und Gerichtabhaltung) befindet sich in der Gemarkung „Aurich“, im Ortsteil Rahe
Der Verein hat sich zum Ziel und Aufgabe gemacht; Sitten und Gebräuche, die Borkumer Plattdeutsche Sprache und die Pflege des Gesanges zu pflegen und zu erhalten......
Eala fria Fresena
Herkunft des Namens wird von J. ten Doornkaat Koolmann (1884) wie folgt, beschrieben: „Versammlungsort der Friesen, die sich unter einem Baum versammelten um Gesetze und Verfassungsbestimmungen aufstellten, diese zu beraten und mündliches Verabredetes und Besprochenes schriftlich aufzusetzen und zu verbriefen sowie Streitigkeiten zu regeln um diese ggf. niederzulegen.“ Upstallen bedeutet so viel, wie: „Aufstallen – das Vieh muss auf den Stall gesetzt werden.“ Boom bedeutet hingegen „der Baum“. Hierbei muss es sich um einen Anpflockpfahl für Pferde oder andere Tiere gehandelt haben, die für die Anreise zum Upstalsboom genutzt wurden.“
Hermann Meier, Klassenlehrer aus Emden, schrieb 1868: „Wann hier die erste Versammlung abgehalten wurde, ist nicht bekannt, aber schon 1237 wird hierüber berichtet.
Aus einer jeder Landesgemeinde kamen die Oberhäupter (ostfriesische Häuptlinge – gewählte Vertreter), die sich zu einem Bund der „Sieben Friesische Seelande“ (Kurzform: „Sieben Seelande“) zusammenschlossen und alljährlich zu Pfingsten sich am Upstalsboom versammelten.
Die Ankommenden begrüßten sich mit Handschlag und mit den Worten: Eala fria Fresena (Willkommen freier Friese!). Dann ließen sie sich im Schatten der ehrwürdigen Eichen auf die Rasenbänke nieder. In ihrer Mitte wurde zum Beginn durch einen Priester ein Gebet gesprochen; erst danach begannen ihre Verhandlungen mit Beratungen über Krieg und Frieden, über öffentliche Wohlfahrt und innere Ruhe, auch des Deichbaues sowie über Streitigkeiten der Eingesessenen.
Warum die Maibaumtradition zum Upstalsboom: „Wenn dort beim Upſtallsboom die ernsten Väter des Landes tagten, dann pflanzte jede Gemeinde am Tage vor Pfingsten sich ihren Maibaum auf. Hoch über alle Bäume und Gebäude des Orts erhob derselbe sein kühnes Haupt, um anzuzeigen, dass der Friese seine Freiheit über Alles setze und ihm nichts höher gehe als dieses Kleinod. Und um anzuzeigen, dass die Freiheit zum Glück und zur Würde erhebe, das Menschliche im Menschen wecke und fördere, streckte der Maibaum seine riesigen Arme nach Osten und Westen aus und war nach beiden Seiten hin mit Kronen und Kränzen reichlich geschmückt. Alle Beratungen, die der Körperschaften sowohl wie jene der Gemeinden, wurden unter einem Baume abgehalten, denn im Schatten des Baumes fühlte sich der Friese im Schatten seiner Freiheit. Es ist auch kein Wunder, dass der Friese die Träger des grünen Laubes doppelt liebte. So lange der Maibaum seine schirmenden und segnenden Arme über einen Ort oder ein Haus ausbreitete, war dort nur Frieden zu finden. Jedes Schwert ruhte in der Scheide, aller Hader hatte ein Ende, aller Zwist, auch der heftigste war beigelegt und durfte bei schwerer Ahndung nicht erneuert werden, so lange das Palladium aufgerichtet dastand. Friedlich ging der Feind neben dem Feinde einher, und die Abgeordneten zum Upſtallsboom waren überall sicher, befanden sich überall im Angesicht des Symbols ihres heiligten Guts und wurden beständig an die hohe Aufgabe ihrer Sendung erinnert, die ja keinen geringeren Zweck hatte, als die Freiheit zu erhalten und auszubreiten. Zuletzt, so schriftlich zeitgenössischer Überlieferungen, war hier die letzte Zusammenkunft im Jahre 1327. Im Jahre 1600 waren noch die großen und gewaltigen Eichen vorhanden. Zur heutigen Zeit stehen dort Neuanpflanzungen und eine seit 1833 erbaute Denkmal-Felssteinpyramide als Denkmalerinnerung für die getätigten Upstalsboom-Zusammenkünften sowie für die bei Waterloo (18. Juni 1815 - 15 km südlich von Brüssel, im ehem. Königreich der Vereinigten Niederlande) gefallenen Soldaten.“ Eigentümer des Denkmalplatzes ist die Ostfriesische Landschaft, in der Stadt – Aurich (Erstmalig erwähnt als Aurechove im Brokmerbrief von 1276)
Informationen zum Upstalsboom - Quelle Ostfriesische Landschaft
e.V. 1830
(B.Huismann beschrieb in seinem Buch von 1897, dass einmal sogar eine Kalbskeule am Maibaum hing, welche man nachts, ohne natürlich den Eigentümer erst zu fragen, heimlich geliehen hatte. Letzterer kam somit um seinen Pfingstbraten; und als nun gar morgens der Unglücksmensch aus Neugierde den schönen Baum besehen wollte und die Keule oben hängen sah, rief er, dieselbe als sein Eigentum erkennend: "Blickslager, dat is mien kalverküle!" Um sich dem Spotte der Insulaner nicht auszusetzen, ging der Geschädigte eiligst nach Hause.)
Im Sinne der ostfriesischen- sowie der Insel-Urväter findet die Aufstellung des Maibaumes zu Pfingsten nur noch auf der Nordseeinsel Borkum statt. Das Aufrichten des Maibaumes hat sich der Verein Borkumer Jungens e.V. 1830 als Tradition zur Aufgabe gemacht und dieser wird stets auf dem selbigen Platze vor dem ersten Pfingstfeiertag, dem sog. Pfingstsamstag, (fast Mittig der Insel) an der Süderstraße aufgestellt. Nach Überlieferungen stand dieser auch Ende der fünfziger Jahre schon Mal auf der oberen Promenade und in 1900 auch bereits Mal auf dem Upholmhof.
Zeitzeugen sind aus früherer Zeit die Seekarten und Ortspläne unserer Nordseeinsel; hier kann man durchaus zurückverfolgen, dass zu Zeiten um 1900 noch kein üppiger Baumwuchsbestand auf der Insel vorhanden war. Borkums Baumkultur begann erst als der Hauptlehrer Huismann zur Insel kam; der Rektor Anton Scharphuis (Mitgebegründer des Heimatvereins der Insel Borkum e.V.) hat mit Schülern der Insel, im Namen des Heimatvereins der Insel Borkum e.V., weitere Baumanpflanzungen vorgenommen und somit das heutige Naturschutzgebiet, die „Greune Stee“ geschaffen.
Zu Früherer Zeit sah der Maibaum ganz anders aus. Da man keinen Baumbewuchs auf der Insel zur Verfügung hatte, verwendete man als Ersatz eines Baumes, einen Großmast mit Rahen von einem havarierten Segelschiff. Weiterhin waren diesbezüglich auch keine grünen Äste zum ausschmücken vorhanden; so behalf man sich von Überbleibsel von Strandungen, wie z.B. „Holzplanken, Schiffstaue, Fischnetze, Schiffslampen und allerlei Schiffszubehör, Kohlstrünken, Grasbündel, bunten Bändern sowie bunte Fähnchen“; wobei der Grundsaum des Maibaumes mit Walkinnladen „Spekulativ“ umstellt war. Selbst nahm man indessen auch nicht denjenigen Übel, der etwaiges Material vom Grundstück entwendete, da dieser wusste, dass nach dem Pfingstfest (Pingstfesche) es getreulich zurückgeliefert wurde. Wenn Gegenwärtig kein Schiffsmast zur Verfügung stand, besorgte man sich zwei Tannenstämme; einen für die senkrechte Aufstellung und einen für die Querstange.
In der heutigen Zeit steht der Borkumer Maibaum, seiner Tradition treu geblieben, von West nach Ost - ausgerichtet, als großer Schiffsmast mit Rahen, mit grünen Birkenzweigen behangen, an selbiger Stelle der Süderstraße und grüßt allen Gästen, Insulaner/innen und Borkumer/innen den zu verkündigen herannahenden fruchtbaren Sommer. Unter ihm am Abend des Pfingstsamstages (18.30 Uhr) begrüßen die Trachtengruppe des Verein Borkumer Jungens e.V. 1830 mit friesischen Tänzen, friesischer Musik und gesanglich mit Liedern durch den Männerchor des Verein Borkumer Jungens untermalt, die anwesenden Zuhörer der Insel.
Ik krai vör.....
Nach einer urvorchristlichen Tradition wird unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte des Tierschutzes ein lebendiger Hahn, in der Nacht vor Pfingstsamstag zwangsentliehen.
„Mögen die Insulaner noch so ihre Ställe sichern, die im Besitz eines stolzen Hahnes sind; so wird dieser trotzdem Beraubt und unfreiwillig zur Tradition herangezogen. Fahndungen von Ermittlern nach den Dieben sind aus bisherigen Übermittlungen erfolglos geblieben.“
Der entwendete Hahn wird dann wohlversehrt in einen ehem. Kohlenkorb mit Deckel verbracht, mit Körnerfutter und Wasser reichlich versehen und unter Mithilfe der freiwilligen Feuerwehr dann in luftiger Höhe, mittels einer Feuerwehr - Drehleiter, im Maibaum, unterhalb des Vereinswappens und dem stillen Hinweis einer leeren Schnapsflasche auf Auslösung des Hahnes nach dem Pfingstfest, festgemacht. Welcher Hahn für welchen Hahnbesitzer kräht, wird öffentlich am Hahnenkorb angeschrieben; z.B. „Ik krai vör uns Eylander un Badegasten“.
Der Maibaumkorb ist eine Andeutung für einen Mastkorb auf Seeschiffen, der sog. Ausguck, der mit einem oder zwei Schiffsmatrosen besetzt war; ausgerüstet mit einem Kieker[Fernglas] standen sie ca. 4 Stunden im Mast und schauten, ob Piraten, Eis, Baumstämme, Gefahren für das eigene Schiff oder andere Schiffe im Nahen vorhanden waren, besonders bei Nebel.
In der Seefahrt gibt es ein Drei-Wach-System von je vier Stunden | von 00,00 Uhr - 04,00 Uhr - die Hundewache ~ 12,00 Uhr - 16,00 Uhr | 04,00 Uhr - 08,00 Uhr ~ 16,00 Uhr - 20,00 Uhr | 08,00 Uhr - 12,00 Uhr ~ 20,00 Uhr - 24,00 Uhr
Dieses Wachsystem, allerdings mit anderen Wachzeiten, ist ca. 1500 auf Seeschiffen eingeführt worden (Columbus 1462) (1483 schrieb Felix Fabri von Schiffswachen); aus zeitlicher Sicht, zu Zeiten Magellan 1519 der das Drei-Wach-System eingeführt hat! "Alten Leuchtturm Borkum" gebaut 1576 als zeitlicher Vergleich.
„uns Eylander un Badegasten“
(Hinweis: Seit der Aufrechterhaltung der Maibaumtradition, ist ein hierfür entwendeter - Hahn - weder gequält noch zu Schaden gekommen)
(Ein Borkumer Lied, welches beim Maibaum in späteren Jahren gesungen wurde) Wenn´auf Borkum Frühling wird (Albert Bakker -Appiland)
Der im Korb befindliche Hahn verbleibt über das Pfingstfest wohlbehütet im Baum. Dem Brauchtum her, hat dies ein besondere Bewandtnis; wenn der Hahn am Pfingstmorgen kräftig kräht, bedeutet dies: „Eine gute Badesaison und einen fruchtbaren Sommer sowie für das weitere Jahr einen neuerstehenden Wachstumsgeist mit einher gebrachten evtl. magischen Kräften, die einem Hahn aus früheren Überlieferungen nachgesagt werden "
Wie es zu dieser Tradition, mit dem Hahne im Korb gekommen ist, konnten wir aus schriftlichen Aufzeichnungen nicht ermitteln; wir könnten uns vorstellen, dass hier der Brauch eine Herkunft vom „Erntehahn“ hat. Dieser Brauch wurde betr. einer letzten Fuhre bei der Getreideernte mit festlich geschmückten Erntewagen in den Oktobertagen zum Erntefest gefeiert. Oder das es zu ev. „Calvinistischer Zeit“, das Brauchtum von den Niederlanden mitgebracht wurde. Eine Art dieses Brauches wird noch zum Pfingstfeste auf der niederländischen Nordseeinsel „Schirmonikeroog“ gefeiert, mit der Traditionsnamensbezeichnung, „Kallemooi“.
Ferner war es auch Tradition, dass die Kaufleute und Bäcker, welche in der Nähe wohnten, den Kindern reichlich Gelegenheit gaben, ihre Groschen und Pfennige los zu werden für Schokoladenplätzchen, Bonbons, Wunderkästchen und dergleichen Herrlichkeiten.
Zusätzlich gehörte zur Borkumer Tradition auch ein Pfingstfest sowie ein Pfingstball. Auch ein Pfingstloopke war Tradition, der zum Ostlande, Steernklipp, Duala, Kobbedünen und oder zur Nachbarinsel Juist führte. Dies führte dazu, dass Borkumer Jungens, den Juistern, den Maibaum klauten, auf ihrem Schiff verstauten und ihn mit nach Borkum nahmen, weil sie keine Spaten hatten.
im Verein Borkumer Jungens e.V. 1830
Der Verein hat sich zum Ziel und Aufgabe gemacht; Sitten und Gebräuche, die Borkumer Plattdeutsche Sprache und die Pflege des Gesanges zu pflegen und zu erhalten sowie der ostfriesischen und "Inseltypischen Tänze"......
Den Maibaum kann man auch an Ort und Stelle belassen und mit mehr als drei Spatenstichen sichern, wenn man einen Spaten zugegen hat. Normalerweise kann man von einem Maibaumklau auf einer Insel nicht ausgehen, da man eine Seereise unternehmen muss.
Darum wird auf den Inseln, wie ortsüblich auf dem Festlande bekannt, der sog. Maibaum nicht unbedingt von Pfingstsamstag bis Pfingstsonntag bewacht. Auf der Insel Borkum hat man den Maibaumplatz an der Süderstrasse gänzlich gepflastert, um es zu vermeiden, dass hier beim Versuch eines Diebstahles, keine Spatenstiche von mehr als dreien gemacht werden können.
Erst einen Tag später bekamen die Juister eine Mitteilung, über den Verlust und dem Verbleib ihres Maibaumes, den sie selbst noch nicht bemerkt hatten. Es begannen Verhandlungen mit der Wiederbringung des Maibaumes und um eine festliche Auslösung. Dies war einmalig in der Geschichte, dass sich Inseln untereinander den Maibaum entwendeten.
Wie aus der Presse von Baltrum-online und der OZ aus 2018 zu entnehmen war, haben junge „Baltrumer-Eyländer“, die mit drei Booten zur Nachbarinsel „Norderney“ fuhren, nach einer alten Tradition und nach vielen Jahren der Traditions- nicht Belebung, den Norderneyer Maibaum erfolgreich geklaut, indem man die erforderlichen drei Spatenstiche setzte. Wie aus der Pressemitteilung auch zu entnehmen war, ist der Maibaum aus logistischen und dekorativen Gründen nicht abtransportiert worden. Demzufolge freut man sich nun auf den beiden Nordseeinseln, auf die anstehende Maibaum-Auslösungsfeier….
Besünner Aktuell van´t Eilandje.....
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