Börkum hett Tied för di | Breite 53´33´N | Länge 6´45´E

Böskupp van Börkum

Nordseebad und „klimatischer Curort“

Borkum – die grüne Insel
Borkum

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Vom Fischerdorf zum modernen Meeresheilbad, diese Entwicklung wird präzise aufgezeichnet und geschildert in dem Buch „Wir entdecken die Nordseeinsel Borkum“ von dem hiesigen Hauptlehrer i.R. Wilhelm Pötter. Eine Fahrt in die Sommerfrische, ein Badeurlaub auf der grünen Nordseeinsel, eine ärztlich empfohlene „Cur“ in der gesunden Luft, das war vor über 100 Jahren ein Abenteuer, eine oft beschwerliche, lange Fahrt. Die stetig wachsende Zahl der Badegäste, das steigende Interesse für einen Urlaub an der See veränderte auch die Lebensweise der Borkumer Bevölkerung. Investitionen wurden notwendig – der zufriedene Gast verlangt eine freundliche Unterkunft und gute Beköstigung.

Schon früh erkannte man auf der Insel: Werbung tut not. Die jährlich erscheinenden Prospekte der „Badecommission Borkum“ sind im Archiv des Heimatvereins der Insel Borkum fast vollständig erhalten, die älteren Jahrgänge sind natürlich eine besondere Rarität. Bereits im Jahre 1898 liegt eine 60seitige Broschüre vor, gedruckt in einer Auflage von 10000 Exemplaren mit ausführlichem Text und Borkummotiven des „Hofphotographen Jean Baptiste Feilner“ und von Hans Theodor Kretschmann, Borkum. Der ausführliche Fahrplan der „vereinigten Leer-Emden-Dampfschifffahrtsgesellschaften nach Nordseebad Borkum“ (5 Postdampfer mit Anschluss an die Schnell- und Badezüge von und nach Berlin, Leipzig, Frankfurt etc.) fehlt nicht, extra der Fahrplan des Postdampfers „Dr. von Stephan“. Es gibt eine Verbindung „Directer Seeweg Borkum – Hamburg über Helgoland – Cuxhaven“, Abfahrt: Hamburg 8 Uhr morgens, Ankunft: Borkum 8 Uhr abends; „Kaiser Wilhelm 2“ fährt Borkum - Groningen und zurück; zu den Nachbarinseln Juist und Norderney gibt es regelmäßig Verbindungen; zusätzlich zu diesem sommerlichen Fahrplan werden die Borkumer Fährschiffe „Johanna“ (Motor-Betrieb! Fahrtdauer 4-5 Stunden) oder „Wopke“ resp. „Aurora“ von und nach Emden eingesetzt.

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Die Eigenwerbung der großen Hotels und Pensionen darf nicht fehlen: Im 1860 gegründeten „Köhlers Strandhotel“ gibt es u.a. ein Lesezimmer mit ca. 70 politischen Zeitungen, das älteste Hotel auf Borkum ist „Köhlers Dorfhotel“. J. Dabelstein empfiehlt sein „Bahnhofshotel“ und sein „Cafe-Restaurant Elisenruh“, heute „Jägerheim“. Andere Ausflugslokale sind im Schriftteil angegeben, Upholm, Viktoriahöhe (heute Sturmeck) und Wilhelmslust am südlichen Strand sowie auf dem Ostland das Bekaansche Kaffeehaus, etwas weiter noch die Restauration im Wärterhaus der Vogelcolonie. W. Bakker sen. hält sein „alt-renommiertes Hotel 1. Ranges, mit allem Comfort versehen“, bereit. Das vornehmste Hotel sei der „Kaiserhof“, sagen die Inhaber Gebr. Maiboom. In der Strandstraße ist das Hotel „Eltze“ bedeutend vergrößert und neu eingerichtet. Neben der Villa Stollwerk befindet sich das ein Haus ersten Ranges mit großen Sälen, prachtvoller Veranda, einzig in der Art für 300 Personen, mit herrlicher Aussicht auf Meer und Promenadenstrand – das Nordseehotel: „Auf Wunsch ärztliche Bewachung der Cur durch den Besitzer Dr. Schmidt“.

Die Geschwister Herboth laden ein in die „Villa Irene“, Prinz-Heinrich-Straße. In schöner ruhiger Lage liegt „Villa Bodeewes“, direkte Aussicht auf die See hat die „Strandvilla Behrends“; Table d´hote oder a-la-carte-essen im Strandhotel Jac. Bakker; im Hotel Bakker jr. Gibt es täglich „bairisch und Dortmunder Bier“ vom Fass; für Künstler und Schauspieler empfiehlt B. Akkermann seinen Saal im gleichnamigen Hotel Ecke Neue Straße und Damenpfad; alle Zimmer sind heizbar, daher auch für Wintergäste zu empfehlen, sagt der Besitzer der „Villa Germania“ in der damenstraße 11, Hauptlehrer Huismann. Carl Gehrs, Vorsteher der höheren Privatschule auf Borkum, hat ein Knaben- und Mädchenpensionat (gute Pflege, liebevolle Behandlung und gewissenhafte, stete Aufsicht) gegründet; Hotel Viktoria – überall Aussicht auf das Meer, vorzügliche Betten mit Rosshaarmatratzen sowie Wasserleitung im Hause sind nicht zu unterschätzende Vorzüge, grüßt hochachtungsvoll der Besitzer F.W. Diekmann. In der Strandvilla Hawich sind sämtliche räume mit elektrischen Licht versehen.

Die „Conditorei und Bäckerei, Wein- und Kaffeestube J.W. Schmidt“ befindet sich in der Strandstraße 15; R.A. Bakker Strandstraße 18, garantiert prompte und reelle Bedienung beim Kauf von „Thee, Wein und Delicatessen“; Chr. J. Janssen empfiehlt sich als Uhrmacher und Optiker; R. Lorenz hat die beste Bezugsquelle für „garantiert ächte Südweine“, die Conditorei J. Bakker, Neue Straße 27, neben der Nordsee-Apotheke und gegenüber dem Badebüreau, bietet feinsten reinen Honigkuchen und ostfriesischen Knüppelkuchen an. Mit den Inseraten für verschiedene Hotels in Emden und Leer schließt das Werbeheft des Jahres 1898.

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Im Archiv des Heimatvereins der Insel Borkum befinden sich auch die wohl ältesten „Prospecte des Nordseebades“, drei Vierfaltblätter, undatiert, nach Prüfung dürfte es sich um die Herausgabe 1890 (Druck W. Haynel, heute W. Specht) Borkum, mit Panoramazeichnung der Insel) 1882 und 1890 handeln. In dem Werbeblatt des Jahres 1890 (der Neue Leuchtturm ist gerade ein Jahr alt) wird der Hauptort „Westland“ Borkum mit ungefähr 700 Einwohnern angegeben, „er bietet Unterkunft für 700-800 Badegästen in meist einstöckigen Häusern“. Gasthöfe mit Sälen, wo 200 Menschen Platz finden, Lese-, Warte- und Logierzimmer gibt es bei Bakker sen. Im Köhler´ischen Gasthaus (hier ist auch das Post- und Telegrafenamt) und bei Bakker jr. (der täglich erscheinende Wetterbericht wird hier ausgehängt). Die meteorologische Station der deutschen Seewarte in Hamburg verwaltet der Insel- und Badearzt Dr. Schmidt. Neben den Ausflugszielen Upholm, Ostland Borkum (ein Vogelparadies) und die Nachbarinsel Rottum wird besonders die Kiebitzdelle angegeben: ein großes Thal in den Süddünen bietet für den Naturfreund manche Überraschung. Erwähnt zu werden verdient auch das in der Nähe der Kiebitzdelle angelegte sogenannte kleine Tannenwäldchen.

Das gesunde Klima Borkums wird besonders hervorgehoben. Ein weiter Vorzug der Insel bestehe sodann in der mit 300 Kühen und 400 Schafen bestehenden Milchwirtschaft: „die sogenannte dicke Milch ist nicht zu unterschätzendes Genussmittel!“ Wer sich vor Übersättigung der Strandpromenaden schützen will, dem wird Abwechslung geboten bei vielen Spaziergängen in den grünen Dünen und Dellen. Die besondere Lage des Ortes – hufeisenförmig auf sehr großem Flächenraum – bietet dem Cur- und Ruhebedürftigen völlige Ungeniertheit und ländliche Zurückgezogenheit: es lebe ein jeder nach seiner eigenen Facon! Ein Kreis von Freunden ist bald gefunden, daraus entwickeln sich von selbst gesellige Zusammenkünfte mit musikalischen und deklamatorischen Vorträgen und folgendem Tänzchen. Die Badeverwaltung hat deshalb keine Veranlassung, künstlich in die naturgemäßen Verhältnisse einzugreifen und hat daher namentlich beschlossen, eine Musikkapelle nicht zu engagieren.

Der Strand von Borkum ist sandig, eben, fest und steinlos. Der Damen-Badestrand ist 500 – 1000 Schritt vom Herrenbad entfernt, so dass immer ein neutrales Gebiet zwischen beiden liegen bleibt. Es sind 45 Badekutschen vorhanden, zwei Wartezelte gewähren Schutz vor Regen und Wind, lose und feste Bänke sowie 40 Strandkörbe laden zum verweilen ein. Außerdem hat die Badeverwaltung zur diesjährigen Saison 10 Hängematten anfertigen lassen, um auch den Wünschen solcher Curbedürftigen gerecht zu werden, denen eine liegende Stellung, sei es in gesundheitlicher, sei es in anderer Hinsicht mehr paßt oder zusagt (!).

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Eine Warmwasser-Badeanstalt mit fünf Zellen, Porcellanwannen, Douchen, Wartezimmer und Abreibekabinett befindet sich in der auf der Außendünenkannte gelegenen Giftbude zwischen Herren- und Damen-Strand. Die Ausmöblierung und Ausstattung der Wohnungen für die Badegäste ist zweckentsprechend, nicht luxuriös, nur die besseren Wohnungen sind tapeziert und mit Teppichen belegt. Die Verpflegung ist eine rationelle und den vermehrten Anforderungen des Körpers entsprechend kräftige, frische Milch. Buttermilch, dicke Milch und Sahne findet man bei jedem Mieter in ausreichender Menge. Mittags geht man in den drei Gasthöfen zur „Table d´hote“ oder lässt sich das Essen holen.

Die tägliche Verbindung mit dem Festland via Emden und Leer wird durch drei Dampfschiffe hergestellt. Dauer ca. 3-5 Stunden. Die Landung erfolgt bei gutem Wetter am Südstrand der Insel mittels Landungswagen in viertelstündiger Entfernung vom Dorf, bei bewegter See an der Ostseite der Insel. Frequenz im Jahre 1879: 1800 Badegäste und Fremde.

Bereits 1880 ist eine „sehr kleine Curtaxe“ zu zahlen, ein kaltes Seebad aus der Kutsche kostet 60 Pfennige, ein warmes Seebad „mit und ohne Douche“ wird mit 1 Mark und 50 Pfennige in Rechnung gestellt, für die Benutzung einer Hängematte wird pro Woche 1 Mark verlangt. Weitere Auskunft erteilt auf Verlangen: „die Badecommission des Nordseebades Borkum“.

Quellennachweis: Erarbeitet durch Schönbeck-Borkum | Nordseebad und Klimatischer Kurort | Jan Schneeberg | Borkumer Zeitung 18.09.1987

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