Wie unser Borkumer Ortsbild entstanden ist
In unserem Ortsbild sind es zwei Komponenten, die das äußere Bild bestimmen.
In erster Linie ist es die Erfüllung der Aufgabe als Beherbergungs- ort für Badegäste. Ein breiter Fächer von Häuser- Typen gibt kein geschlossenes Ortsbild. In den Randbezirken Bungalows im Grünen, eingeschossige Kleinpensionen und Einfamilienhäuser in offener Bauweise, nach dem alten Ortskern hin zwei- und mehrgeschossige Pensionshäuser, die vornehmlich der Aufnahme von Gästen und mit nur wenigen Raum dem Leben der Besitzer dienen, daneben mittelgroße Hotels, Restaurants und Läden, in der Strandnähe große Hotels, Sozialbauten und Heime. Die zweite Komponente hat durch ihre Funktion als Militärstandort ihre Züge hinterlassen, einmal durch die mehrgeschossigen Bauten für Familien des Stammpersonals und zum anderen durch den Bau der erforderlichen Kasernen.
Ursprünglich gab es nur einen Haustyp: das Gulfhaus.
Es ist in einzelnen Bauten wenigstens in der äußeren Form noch erhalten. So am Alten Leuchtturm im Wiesenweg und in der Süderstraße, dem heutigen Teehaus und neben der Familie Poppinga sowie in der Reedestraße. Unter einem meist West-Ost-Ausgerichteten Dach befand sich im Westen das „Achterenn“ mit den räumen für die Erntevorräte und das Fischergerät, mit der Tenne, dem „Veehus und Karnhus“, beide zugänglich durch den „Achter- und Schürdör“. Schmäler abgesetzt nach dem Osten zu dem Wohnraum, indem an der Giebelseite das offene Torffeuer mit dem Kessel darüber brannte, an der anderen Seite die Wandbetten und in der Mitte die Sitzgelegenheiten. So fanden die ersten Badegäste das Haus vor. Die vermietenden Familien zogen während der Saison ins „Achterenn“.
In der Zeit bis 1870
In der Zeit bis 1870 bauten die Insulaner aus eigenen Mitteln diesen Teil zu Gästeräumen um. Mit den zunehmenden Ansprüchen der Besucher gab man diese alte Hausform auf, und es entstand der Typ des mehrstöckigen Pensionshauses mit vorgebauten Holzveranden als Speise- und Aufenthaltsraum. Das Ortsbild wurde ganz vom Fremdengewerbe geprägt. Mit Fremdkapital entstanden im Ort die ersten mittelgroßen Hotels – Dorfhotel und die beiden Bakker´schen Hotels mit Speisesälen und Konversationsräumen. Noch war aber alles um den Alten Leuchtturm gruppiert und der Strand durch Sandwege durch die Dünen zu erreichen.
Stürmische Bauperiode.....
.....setzte nach 1888 ein
Eine stürmische Bauperiode setzt nach 1888, begünstigt durch den Ausbau der Schiffsverbindungen, des Hafens und der Kleinbahn, die eine bequeme Anreise ermöglichten, ein. Der Standort der Neubauten der Jahre bis 1900 lag nicht mehr im Ort, sondern auf den Dünen am Weststrand, direkt an der See. Diese Investitionen überstiegen das Leistungsvermögen der Inselbewohner. So kam ausschließlich Fremdkapitel nach hier. Die Bauten waren nicht mehr im Stil mit den Pensionshäusern zu vergleichen, sondern repräsentative, breitgelagerte, mehrgeschossige Gebäude im Stil der Gründerzeit. In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg wurden die Verbindungsstraßen zwischen dem Ort und dem Hotelviertel mit Häusern gebaut. Zwischen beiden Weltkriegen war die Bautätigkeit gering. Es kam zu Verdichtungsbauten im Ort und zu dem Ausbau der Deichstraße. Erst Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg belebte sich das private Bauen. Bedingt durch den Trend der Besucher, kleiner Pensionen gegenüber Hotelaufenthalten zu bevorzugen, entstanden Neubauviertel mit Privatpensionen am Südstrand beim elektrischen Leuchtturm, beim alten Deich und östlich der Richthofenstraße. In letzter Zeit wurde das Bild des Ortes durch Appartementhäuser vervollständigt.
Ortsbild ein Teil der Geschichte
Lässt sich so im Ortsbild ein Teil der Geschichte des Wachsens unseres Orts ablesen, so dürfen die Züge, die durch die Funktion als Militärstandort geprägt wurden, nicht außer acht gelassen werden. Um 1909 entstanden außerhalb des Ortes, in den Dünen am Wasserturm, die ersten Militärbauten in Form von Steinbaracken unter der Bezeichnung „Kaserne Mitte“. Sie dienten nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlingslager. In der unmittelbaren Umgebung des Hafens wurde im 1. Weltkrieg ein Seefliegerhorst eingerichtet. Später durch weitere Kasernen erweitert, sind sie noch heute als Militärstützpunkt im Gebrauch.
In den 1920er Jahren
In den 1920er Jahren wurden mehrstöckige Wohnblöcke in der Hindenburgstraße für Angehörige der Marine erstellt und in den 1930er Jahren solche für Luftwaffenangehörige südlich der Hindenburgstraße, der Richthofenstraße, Boelckestraße und 12 Einzelhäuser an der Reedestraße. In letztere Zeit kamen weitere Wohnblöcke zwischen Wasserwerk und Upholm dazu, die ergänzt wurden durch Bauten westlich des reformierten Friedhofs. Alle genannten Bauten liegen am äußeren Rande der Stadt. Sie sind die neuesten Züge im Bilde unseres Ortes.