Aus der Franzosenzeit Borkums
(1810 - 1813 Borkum unter "Französischer - napoleonischer - Herrschaft")
Aus der Zeit, als auf Borkum unter dem Druck der napoleonischen Herrschaft die „Franzosenschanze“ gebaut worden war, (1811 - 1812 Bau der Franzosenschanze - Mittendrin ein Blockhaus und mit einer Bäckerei versehen - Zollstation hinsichtlich der Kontinentalsperre betr. Schmuggel mit England unterbinden - Schutz betr. einer Invasion)stammt die volkstümliche Weise:
Achter de greune Boomelkes Borkum
Quelle: A. Beirich, VBJ ev. 1830, Schönbeck-Borkum
Achter de greune Boomelkes, da lag n´engels Skipp. De Franzmann deij was komen, was nett so keck as ick.
Frauger was ick Kapitain, un nu bin ick Soldatje, nu mutt ick up Schildwacht stahn, un kieken dör de Gaatjes – bin´t dat kein moij Soldatjes.
Hinkel de Pink satt up de Klink, hal mi de Beker war ick ut drink. Is d´r nix dann lat wat halen, Jan van de Spann, de sall´t betalen.
Jan van der Spann is´n gaude Mann, löppt mit de Kopp tegen Wiemstock an, Wiemstock fung an tau kraken, alle Meissches fungen an tau waken. Jungfrau bist du noch nei up— all min moije Geld is up.
Hinter den grünen Bäumen, da lag ein englisches Schiff. Der Franzose war gekommen, und war genauso keck wie ich.
Früher war ich Kapitän, und nun bin ich Soldat, nun muss ich auf Postenwache stehen, und gucken durch die Löcher (Guckloch) – sind das keine schönen Soldaten.
Hinkel de Pink saß auf der Klink, hol mir den Becher woraus ich trink. Is dort nichts dann lass etwas holen, (Jan van der Spann) der Fuhrmann, der soll es bezahlen
Jan van der Spann (Fuhrmann) ist ein guter Mann, läuft mit dem Kopf gegen Fleischstock an, Fleischstock fing an zu krachen, alle Mädchen fingen an zu wachen. Jungfrau bist noch nicht auf – All mein schönes Geld ist auf.
„Dor achter gröne Boomtjes dor lag´n engelsk Schipp.
De Franzmann was gekoomen, was net so geck as ick.
Eben was ick Koptein west, un nu bün ick Soldatje, nu mutt ick up Schildwach stahn un kieken dör dat Gatje…“
Das Lied wurde in ganz Ostfriesland gesungen. Niemand weiß, wer es dichtete.
Überdenkt man die Einzelheiten seiner Aussage, mutet es als wahrscheinlich an, dass es von einem Borkumer stammt. Denn hier wird eine Situation geschildert, die vorzüglich auf die Borkumer jener Zeit passt.
Die napoleonischen Kriege und die Kontinentalsperre hatten Seehandel und Seefahrt abgeschnitten. Es blühte – aus Notwehr – der Schmuggel, der gerade von dem weit seewärts gelegenen Borkum her besonders erfolgreich betrieben wurde. Aber die Franzosen wussten ihn zu erschweren. Ihre auf der Insel errichtete Schanze half ihnen dazu, ja, es war wohl ihr Hauptzweck, die „illegalen“ Handelsbeziehungen Borkums mit der anderen, weit seewärts gelegenen und im Besitze der Briten befindlichen Insel Helgoland zu überwachen bzw. zu unterbinden.
Die Folge dieser Gewaltmaßnahmen war nicht nur, dass die in langen Zeiträumen wirtschaftlicher Blüte an den Gebrauch von fernher eingeführter Genussmittel gewöhnten Ostfriesen auf ihr „lecker Koppke Tee“ verzichten mussten, es gerieten auch viele Firmen in Konkurs.
Es war ein zähes Ringen um Selbstbehauptung. Da ist mancher Borkumer, der „eben noch Koptein“ (Kapitain) auf seinen bei Nacht und Nebel von Helgoland kommenden Schmuggelschiff gewesen war, gefasst und nach seiner Bestrafung zu den Soldaten gepresst worden. Einer von ihnen, der dann statt Kaffee, Tee und Zucker über die nasse Grenze zu schieben, auf dem Trockenen „Schildwache schieben“ musste, hat dabei wohl, während er durch das „Gatje“ – das Guckloch – des Schilderhauses blickte, „in dunkler Nacht das Lied erdacht“…