UVP - Einspruch - AKZO NOBEL - Delfzijl
4. Oktober 2003
Abteilung MTZ Postbus 610 NL - 9700 AP Groningen Schriftliche Stellungnahme von Karsten Schönbeck 26757 Borkum zum Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) Chlor - Monochloressigsäureproduktion in Delfzijl (Niederlande) der Firma AKZO NOBEL vom 4. Oktober 2003
Sehr geehrte Damen und Herren
Die Nordseeinsel Borkum ist die größte Ostfriesische Insel und liegt im Übergangsbereich zwischen Wattenmeer und Nordsee. Alle Inselbewohner sind ausschließlich vom Tourismus abhängig. Dieser ist unsere Existenz - und unsere Arbeitsgrundlage. Wir bieten unseren Gästen die Grundlage für einen erholsamen Urlaub, sauberer Badewasserqualität an unseren weiträumigen weißen Sandstrand, gesunde jod- und salzhaltige Atemluft und eine einmalige Naturschönheit, die bislang durch die Borkumer Bevölkerung über Jahrhunderte mit großen Erfolg wehrhaft verteidigt und erhalten wurde.
Die Insel Borkum ist integriert und umgeben von dem Nationalpark Niedersächsische Wattenmeer, dem Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer, Flo, Fauna, Habitat (FFH) Vogelschutzgebieten, der trilateralen Conservation - Area des _Wattenmeerraumes und dem trilateralen PSSA Wattenmeer. Wegen dem hohen Stellenwert dieser Naturgüter, ist es mir und auch anderen Inselbewohnern äußerst wichtig, dass unsere Insel und unsere Lebensgrundlage langfristig erhalten und für die zukünftigen Generationen gesichert wird. Deshalb engagiere ich mich besonders dafür, dass die Erholungs- und Lebensqualität, dass Risiko vor Umweltgefahren in der Folge von Umweltkatastrophen weitgehend ausgeschlossen werden.
Meine grundsätzlich zusammenfassenden Befürchtungen gehen dahin dass bei einem evtl. stattfindenden Chemieunfall mit ungereinigten Luftemissionen in eines der anlagen der Akzo Nobel Chemikals, für die Bewohner der Nordseeinsel Borkum sowie den Anrainern im Dollartdelta immense gesundheitliche Gefahren und Schäden zugeführt werden können. Auch nach Jahren eines Chemieunfalls können durch Erbgüter, generationsbedingt noch gesundheitliche folgen für alle Anrainer auf Mensch, Tier und Umwelt hierdurch entstehen. Auch eine weitere Meeresverschmutzung durch Wasser- Emissionseinleitungen von etwaigen ungeklärten Produktionsrückständen in die Emsmündung, könnte die Wasserqualität mindern und somit zusätzlich die Umwelt unwiederbringbar schädigen. Besonders sind für alle entstehenden Schäden für Umwelt, Mensch und Tier, Präventiv- und Opferschutzmaßnahmen für alle Anrainer zu fordern.
Die Deputiertenstaaten von Groningen mögen beschließen:
- Einstellung von Chlortransporten
- Weitere Verringerung von Umweltgefährdeten Emissionen, in Form von Rückstandsproduktionseinleitungen in die Emsmündung
- Weitere Reduzierung von Luftemissionen, die den Treibhauseffekt zusätzlich gefährden und den Abbau der Ozonschicht beschleunigen.
- Aufstellung auf beiden Seiten - Niederlande und Deutschland - von ortsgebundenen Luft- und Wasser - Emissionsmessanlagen
- Erstellung eines Havariekonzeptes
- Weitere Reduzierung des externen Risikos Ausstattung aller Hilfsorganisationen mit zusätzlich speziellen Einsatzmitteln- und Gerätschaften
- Die Hafen Ein- und ausfahrt von Delfzijl soll zusätzlich mit einem elektrisch- hydraulischen Sicherheitstor verschlossen werden können
Diese Anlagenausfertigung wurde nach umfangreichen und mit Sorgfalt durchgeführten Recherchen der einschlägigen Literatur erarbeitet! Für die Richtigkeit der aufgenommenen Angaben und Werte kann keine Gewähr übernommen werden.
Chlor ist ein gelbgrün gefärbtes, gasförmiges Element mit der Ordnungszahl 17. Dieses erwähnte Gas steht zusammen mit Fluor, Brom, Jod und Astat in der Gruppe der Halogene. Das Chlor ist bei Zimmertemperatur gasförmig und kann durch eine Druckerhöhung (20’C auf mindestens 6,8 technische Atmosphären bzw. 667 Kilopascal) leicht verflüssigt werden. Das Gas hat einen stechenden Geruch und ist in höheren Konzentrationen äußerst sehr giftig: Luft mit einem Chlorgasgehalt von 0,5 bis 1 Prozent führt bei Säugetieren und beim Menschen rasch zum Tod, weil die Atemwege und Lungenbläschen verätzt werden. Im ersten Weltkrieg war das Chlorgas die erste Substanz, die man als Kampfgas einsetzte. Grundlegend kommt Chlor nicht in der Natur vor, jedoch sind seine Verbindungen häufig anzutreffende Mineralien – dabei handelt es sich meist um Chloride. Chlor schmilzt bei –101’C und siedet unter einem Atmosphärendruck bei –34,05’C. Seine Atommasse beträgt 35,453u. Das Chlor reagiert leicht mit vielen Substanzen, wie beispielsweise mit Wasser, organischen Verbindungen und zahlreichen Metallen. Das Element ist nach Fluor das zweitreaktivste Nichtmetall im Periodensystem. (Symbolelement-atommasse-stabilstes Isotop) Bisher konnte man vier Oxide des Chlors herstellen: Dichloroxid, Chlordioxid, Dichlortetroxid und Dichlorhexoxid. Diese Verbindungen sind äußerst hochreaktiv, wenig beständig und können daher leicht explosiv zerfallen. Eine normale Paraffinkerze brennt in Chlor mit rußender Flamme. Chlor kann sogar mit Wasserstoff gemischt werden und unter Lichtausschluss aufbewahrt werden. Es kann aber dazu kommen, dass beide Elemente bei Licht explosionsartig miteinander reagieren. Das Chlor gewinnt man technisch vor allem durch Elektrolyse wässriger Salzlösungen (Natriumchlorid und auch Kaliumchlorid). Hier und dabei fällt Alkalilauge als Nebenprodukt an. Bei so manchen Produktionen in der organischen Chemie fällt Chlorwasserstoff an. Daraus lässt sich mit Hilfe der Salzsäure-Elektrolyse Chlor gewinnen. Das erzeugte Chlor kommt in Stahlflaschen in den Handel, in denen es unter Druck abgefüllt wurde. Es dient unter anderem zum Bleichen von Papierzellstoff und von anderen organischen Materialien. Weil das Chlor keimtötend wirkt, verwendet man es zum Desinfizieren von Wasser (Trinkwasser; Schwimmbäder). Wässrige Chlorlösungen werden unter anderem auch zum Bleichen von Textilien verwendet. Zum Abschluss wird schließlich Polyvinylchlorid (PVC) und zahlreiche organische Chlorverbindungen (Chloroform, Methylenchlorid, chlorierte Aromaten) unter dem Einsatz von Chlor produziert. Außerdem dient das Chlor zur Herstellung verschiedener anorganischer Chlorverbindungen (Phosphor- und Schwefelchloride, Siliziumtetrachlorid, Hydrazin) und beispielsweise zur Sulfochlorierung ( z.B. in der Waschmittel und Synthesekautschukproduktion).
Der Chlorwasserstoff ist ein farbloses, nicht brennbares Gas, dass ätzend und auch damit korrodierend wirkt. Die hieraus entstehenden Lösungen werden allgemein auch Salzsäure genannt. Alle wässrigen Salzsäurelösungen schmecken sauer und lassen unedle Metalle mehr oder weniger stark korrodieren. Bei diesem Prozess bilden sich Metallchloride und Wasserstoff. Lackmuspapier verfärbt sich durch Einwirkung von Salzsäure rot, Alkalien werden Neutralisiert. Mit den Salzen schwacher Säuren regiert Salzsäure zu Chloriden und des schwachen Säuren. Chlorwasserstoff fällt unter anderem als Nebenprodukt von Chlor mit Kohlenwasserstoffen an. Im wesentlichen gewinnt man Salzsäure in der Technik durch Umsetzung von Kochsalz (Natriumchlorid) mit Schwefelsäure. Die Umsetzung von Wasserstoff mit Chlor wird vor allem dann eingesetzt, wenn besonders reiner Chlorwasserstoff benötigt wird. Dieses Verfahren stellt allerdings erhebliche Anforderungen an die technische Anlage – beispielweise ist diese Reaktion stark exotherm, dass heißt, es werden sehr große Mengen an Wärme frei (Flammentemperatur über 2000’C). Technische Salzsäure wird in großen Mengen bei der Herstellung von Metallchloriden, zur Reinigung von Metallen und zum Metallbeizen verwendet. Außerdem setzt man sie bei verschiedenen industriellen Verfahren ein (Glucoseherstellung aus Stärkemehl).
Die Chlorkohlenwasserstoffe sind ein Sammelbegriff für Verbindungen, an deren Kohlenstoffgerüst neben dem Wasserstoff noch Chlor gebunden ist. Chlorkohlenwasserstoffe (CKWs) können von einfachen aliphatischen (Chlorethan) oder aromatischen Kohlenwasserstoffen (Chlorbenzol) abgeleitet werden. Bei den kürzeren, aliphatischen CKWs handelt es sich meist um Flüssigkeiten, die leichtflüchtig sind und betäubend wirken (Chloroform). Sie sind die mengenmäßig wichtigsten Vertreter der chlorierten Kohlenwasserstoffe und werden in großen Maßstab in technischen Prozessen beispielweise als organische Lösungsmittel eingesetzt (Dichlormethan oder Trichlorethylen). Ein ganz anderes Beispiel für das breite Anwendungsspektrum von CKWs ist die Schädlingsbekämpfung (DDT, Lindan). Die Chlorierten Kohlenwasserstoffe werden in der Umwelt nur sehr langsam abgebaut und reichern sich in Lebewesen an. Viele der CKWs sind giftig und gelangen in erster Linie über die Lunge oder durch die Haut in den Organismus. Hier können diese Substanzen Schäden des Nervensystems, der Leber oder der Niere bewirken, einige CKWs sind Krebs erregend. Insbesondere die chorisierten Dibenzodioxine und Dibenzofurane (Dioxine, Seveso) gehören zu den sehr giftigen Stoffen.
In unsrer Stratosphäre findet durch Einwirken der Sonnenstrahlung ein ständiger Aufbau des Ozons aus molekularem Sauerstoff statt. Die dabei gebildete Luftschicht mit erhöhter Ozonkonzentration (Ozonschicht) in etwa 20 Kilometer Höhe ist eine Voraussetzung für das Leben auf der Erde, da sie die energiereichen, kurzweiligen Anteile des Sonnenlichts absorbiert. Gemeinsam mit den florierten Chlorkohlenwasserstoffen (Fluorkohlenwasserstoffe – FCKWs) gehören die CKWs zu den Ozon abbauenden Gasen. Aufgrund ihrer leichten Flüchtigkeit und ihrer hohen Stabilität (Halbwertszeiten von über zehn Jahren) verteilen sie sich weiträumig in der Atmosphäre. Sie werden schließlich durch Einwirkung des Sonnenlichts gespalten, wobei die sehr reaktiven Chloratome entstehen. Die Chloratome greifen in das Gleichgewicht der Ozonbildung ein, wobei ein Chloratom durch eine Kettenreaktion bis zu 100.000 Ozonmolekühle zerstören kann. Zusätzlich dazu tragen die CKWs zum Treibhauseffekt bei. Dieser Effekt ist von besonderer Bedeutung, da viele der Ersatzstoffe für FCKWs CKWs sind, die ein hohes Treibhauspotential besitzen.
Monochloressigsäure gibt es in drei Modifikationen (a, ß, y), und kommt als Abkömmling in der Essigsäure vor und sind stechend riechende Kristalle. In der Anwendung wird die Säure als Ätzmittel für Warzen und Hühneraugen verwendet.