Seefestung Marinestützpunkt Seemannschaftslehrgruppe Borkum
Garnison und Borkum zur Seefestung
1902 Erklärung Borkum zur Seefestung
1902 besuchte Kaiser Wilhelm die Hafenstadt Emden und erklärte diese gleichzeitig zur Garnison und Borkum zur Seefestung. Noch im gleichen Jahr war aus Spandau eine Gardefußartillerie mit vier Batterien nach Borkum unterwegs, um ein Inselmanöver abzuhalten. Mit einem Schwimmkran wurden schwere Geschütze, 15 cm Feldhaubitzen nach Borkum verschifft. Infolge dessen, da diese äußerst schwer waren, verblieben sie nach dem Manöver auf der Insel. Noch wurde kein Ausbau zur Seefestung getätigt, sondern vielmehr wurden meist Manöver abgehalten. In 1908, zu einem Manöver sollten Soldaten der Artillerie aus Aurich mit der „Prinz Heinrich“ und der „Stephan“ zur Insel gebracht werden; sie blieben aber vor der Fischerbalje, wegen zu wenig Wasser auf Grund liegen und so konnte kein Manöver durchgeführt werden. In Berlin, mit schwerster Manöverkritik im Generalstab stellte man sofort 8 Millionen Reichsmark zur Verfügung um eine Seefestung auf Borkum zu bauen. Als erstes wurde eine Kaserne im Süden der Insel gebaut, ehem. Adolfinenheim, heute Kindergarten und Neubau der Feuerwehr. Eine weitere Kaserne wurde im Norden der Insel gebaut, die Kaserne Mitte, heute Kur- und Rehabilitationsklinik Borkum Riff - der Deutschen Rentenversicherung Bund. Es gab daraufhin eine Strandbatterie, die später Lüderitz (Kurpark an der Kulturinsel) genannt wird, Stellungen in den Norddünen sowie eine Wiesen- und Wattbatterie (Coronell). Diese hatten Steilfeuer- Haubitzen mit einer Reichweite von 11 Kilometern. Schiffsartillerien schossen bereits 30 Kilometer weit. Und weit draußen des Ostlandes gab es noch die Dünenbatterie.
Aus dieser Zeit gibt es noch das Emmich Denkmal (Bereich vor dem Hinterwall - Straße zum FKK – Strand), geschaffen von dem Bildhauer Arno Zauche, denn die erste Garnisonseinheit kam aus Pommern, die sich Fußartillerieregiment nannte und unter dem Kommando vom späteren General Otto von Emmich stand.
1500 Mann Besatzung
Man begann mit der Erweiterung des Schienennetzes bis zum Ostland, um den unwegsamen Dünenbereich für Transporte zu umgehen. 1500 Mann Besatzung waren seinerseits auf Borkum stationiert. Die heutige neugestaltete prächtige Promenade wurde wegen etwaiger feindlicher Landungen mit einem hohen Stacheldrahtzaun verbaut. Inselgäste mussten zum Kriegsbeginn (August 1914) auf Befehl die Insel verlassen, somit war die Erwerbsquelle mit dem Kurbetrieb nicht mehr aufrecht zu halten. Um dennoch einigermaßen Einnahmen zum Leben zu bekommen mussten Soldaten, die auf Urlaub wollten, einige Goldmark auf Beschluss der Reichsregierung abgeben. Der erste Weltkrieg ging ohne einen einzigen Schuss abzufeuern zu Ende. Obwohl 1915 Winston Churchill eine Landung auf Borkum geplant hatte, aber zum Glück war der Insel es erspart worden.
Unser späterer langjähriger Bürgermeister (1946-1952 und 1956 – 1967) Fritz Klennert (Bordschütze), startete trotz der Kriegskapitulation am 09. November 1918 mit einem Katapultflugzeug von der Reede aus zum Aufklärungsflug in die Nordsee. Dieses wurde in einem Bericht im Archiv in Freiburg festgehalten.
Seefestung Borkum
Borkum blieb Seefestung
Borkum blieb auch nach dem ersten Weltkrieg Seefestung, denn die Festungsanlagen sind nicht gesprengt worden. Es verblieb in der Weimarer Zeit nur ein Wachkommando der Marineartellerie auf Borkum. Die ehemalige Wattbatterie, jetzt Coronell wurde mit Langgeschützen (Reichweite 30 Kilometer) ausgerüstet. Es waren die alten Schiffsgeschütze des Schlachtkreuzers „Moltke“ und wurden zu Schießübungen abgefeuert. Im späteren Verlauf kamen Raketenspezialisten auf die Insel, unter ihnen auch Wernher von Braun. Unter allergrößter Geheimhaltung wurden im Bereich des Ostlandes 1932 Raketen abgefeuert, die nach Abschuss, im Dünen- und Wattgelände landeten. (Batterie Hänisch - in den Oldemanns Olde Dünen)
Ab 1935 begann die Erweiterung der Seefestung Borkum. Der F..... besuchte im Juni 1935 die Insel; er kam mit dem Schiff „Aviso Grille“; wurde feierlich Empfangen und mit einer Militärlok und rotgepolsterten Kaiserwagen in den Ort gefahren. Die ganze Fahrt über stand er im Bereich der Außen- und Vortreppe des Wagens. Nach weiteren Begrüßungsbekundungen im Ort besuchte er die Geschützstellungen der Batterie Coronell (Bereich Geflügelhof). Ein Übungsschießen wurde wegen Nebel abgesagt.
Erweiterung der Seefestung Borkum
Auf Hochdruck zur Seefestung ausgebaut
Ab hier wurde Borkum auf Hochdruck zur Seefestung ausgebaut. Zwölf Geschützbatterien wurden gebaut sowie einen Militärflughafen und einen Seefliegerhorst. Im Bereich des großen Kaap sind verschiedene Ortungsgeräte, Flakgeschütze und Scheinwerfer aufgestellt worden. Der Hauptleitstand wurde als größtes Betonbauwerk beim Coronell (chilenischer Hafen) gebaut und war besetzt mit 450 Mann. Diese wohnten in 40 Bunkern. Folgend nach Osten war die Batterie Oldenburg. Beim Wasserturm die Kaserne Mitte mit einer Kommandantur. Im Bereich des Barbaraweges standen verschiedene Bunker und drei Scheinwerferschuppen (heute DRK, Sportschützenverein, Küstenschutzamt und (eines ist bereits Abgerissen) einen Nebelschuppen und Laboratoriumsgebäude. Das Artilleriedepot bei der Batterie Falkland schloss sich im Osten an. In den Bantjedünen war ein 500Meter langer Schießstand für Infanterieausbildung. So war vom Kaap bis zum Sommerdeich eine geschlossene Befestigungsanlage. Der in 1927 errichtete Flughafen wurde für Jagdflugzeuge und Bomber ausgebaut. Vom Jagdgeschwader Schumacher (Jever) war meist eine Staffel ME 109 auf Borkum Stationiert.
Im Ostland selbst folgte dann die Batterie Richthofen mit kleineren Geschützen und Flakkanonen. Etwas weiter war die Übungsflakbatterie Kunde und dahinter die mächtige Batterie Togo (ehem. Dünenbatterie). Hier standen ungefähr 25 Bunker. Die Batterie Hänisch befand sich in den Oldemanns Oldedünen mit 15cm Geschützen. Hier waren auch die Raketenversuche von 1932 (Wernher von Braun) [Raketennamen: Max und Moritz]. Auf der höchsten Düne der Steernklippdünen stand die Batterie Duala (heute Aussichtsdüne Ostland – Ende des Neuen Sommerdeiches). 10.5cm Flakgeschütze standen hier und rundherum verteilt standen hier auch 60 Bunker. Ein Scheinflughafen gab es auf dem Hohen Hörn, wo die Engländer ihre Bomben abwarfen. Die gesamte Gleislänge vom Bahnhof bis nach Duala waren rund 9,2 Kilometer.
Am Wellenhallenschwimmbad (heute Gezeitenland) befand sich in Richtung des rot weißen Leuchtturmes die Batterie Lüderitz mit 15cm Geschützen und Fliegerabwehrkanonen. Nach dem Leuchtturm am Südstrand lag die Batterie Holzendorf mit 15cm Geschützen. Auch war hier zu finden der Reserve Leitstand Coronell. Innerhalb der Woldedünen befand sich die Batterie Strasser mit 10,5 cm Flakgeschützen sowie Munitionsbunker von den Seefliegern. Auf Hälfte zum Hafen, auch Borkum zwei (auch Munitionsbunker) genannt war die Flakbatterie Flughafen (10,5 cm Geschütze) und sahen aus wie Bauernhäuser. Die Flakbatterie Fischerbalje befand sich am Südende des Neuen Hafens mit 7,5 cm Kanonen.
Insgesamt über Borkum verteilt waren 35 schwere See- und Flakgeschütze, etwa 40 leichte Flakstellungen und ungefähr 16 Scheinwerfer. Eine Abhör- und Sendeanlage hatte das Heer am Neuen Deich (Sportfischerverein) sowie vier 30Meter hohe Sendetürme auf der Außenweide. Die im Jahre 1900 erbaute Signalstelle - mit 25cm dicken Stahlbetonwänden – wurde in 1936 als Unterwasserhorchanlage in Betrieb genommen, um U - Boote und um annähernde Schiffschraubengeräusche zu orten.
Festungsanlagen Borkum
Seefliegerhorst
Den Seefliegerhorst begann man 1935 mit Sandaufspülungen zu bauen. Dazu wurden 1,5 Millionen Kubikmeter Sand benötigt. Werfthallen und Kasernenbauten entstanden, Schwimmflugzeuge Typ He 59 und Wasserflugzeuge Typ He 115 waren hier stationiert. Grundstein für den Bau des Neuen Hafens legte man in 1938 und war zunächst als U-Boothafen gedacht, vorwiegend aber von Minensuchern und Vorpostenbooten gebraucht. Der Neue Hafen hat eine Wasserfläche von 15 ha und eine 3 Kilometer lange Kaianlage. Eine Betonstraße vom Hafen zum Ort, die über 5 Kilometer lang ist, wurde gebaut. Der Sand wurde aus der höchsten Düne - Kiekerdüne (Deichstraße) (hinter ehem. Bauunternehmung Weber / Markant Markt) entnommen. Die Bauzeit dauerte über ein Jahr. Mit Ärgernis der Borkumer Bevölkerung wurde aus dem guten Weideland, unterhalb des Alten Deiches der Kleiboden (ca. 6ha mit 1,5 Meter Abtragung) für die Abdeckung der Straßenböschung und der Fläche des Fliegerhorstes entfernt. Im Ganzen waren ungefähr 300 Bunker auf Borkum gebaut worden, die gut 2,5 Meter dick waren und ungefähr weitere 300 Gebäude, Baracken, Magazine, Depots und Lagerhallen.
Ab 1939 lagen umgebaute Hochseefischkutter (KFK - Krigsfischkutter) als Vorposten vor dem Borkum Riff. Und auf dem alten Leuchtturm war das Flakrufkommando, bestehend aus Insulanern. Erstmals heulten wegen eines Aufklärers am 04. September 1939 die Sirenen. Mit Flakabwehr konnte verhindert werden das Torpedoflugzeuge vom Ty Bristol Blenheim, Bomben auf Borkum abgeworfen wurden. Borkumer gingen bei Sirenenalarm nicht in die Keller, sondern in die eigens hierfür gebauten Sandbunker, oben hoch in den Dünen hinsichtlich der auch zu erwartenden Gasangriffe. Das Jagdgeschwader und Flak der Inseln haben am 28.03.1940 bei einem Luftangriff auf Wilhelmshaven, 36 Angreifer abgeschossen. (Borkum: 3 Maschinen abgewehrt) Die ersten Bomben fielen am 31.Mai 1940 um 22,00 Uhr in den Ort, eine in der Süderreihe (Straßeneinfahrt Seniorenhuus) und eine gegenüber der Mittelschule in der Deichstraße. Weitere Bomben (12) fielen 1941 in der Nähe vom Gaswerk runter (höchstwarscheinlich in Richtung Bloemfontain - wo angeblich noch ein Blindgänger liegen soll) , fielen aber in die Wiesen und brachten nur geringfügigen Schaden. Später fielen beim alten Leuchtturm Bomben und zerstörten zwei alte Borkumer Häuser, Sachschäden am Bahnhof gab es sowie auf dem Upholmhof. Eine Bombe traf die fahrende Dampflokomotive – beide Lokführer kamen ums Leben. Insgesamt kamen im Krieg vier Personen auf Borkum ums Leben. Unter ihnen die Lokführer, ein Schiffer der MS Jantje und der Schulmeister Opa Kleen der nach dem Krieg durch eine Tellermine das Leben verlor. Dies Geschah im Minenfeld zwischen der Aussichtsdüne Süddünen hinüber zur Greunen Stee und der Batterie Holzendorf. Höhere Verluste hatten die Vorpostenboote vor dem Borkum Riff zu beklagen. Als Treffpunkt der Soldaten, die oft mit ihren Frauen oder Freundinnen, besonders am Südstrand wandelten, wurde über ein Rundschreiben auf Abstimmung der Bunker am Südstrand „Heimliche Liebe“ getauft.
Innerhalb der Kriegerischen Auseinandersetzungen wurde mit Stahlbeton fleißig weitergebaut. Nachdem Jahre ohne große Ereignisse stattfanden; so kam es, das Borkum in eine große Gefahrenlage einer Invasion versetzt wurde, betr. Rückzuges des Deutschen Militärs und durch militärisches drängen der Alliierten und so wurden die Soldaten auf der Insel speziell auf den Nahkampf vorbereitet. Ungefähr 60 Minenfelder wurden verlegt, der Flughafen wurde mit Gräben durchzogen, Pfähle und Rommelspargel sind auf der Insel gesetzt worden. Selbst ein Panzergraben wurde quer vor dem alten Deich (Norddünen – Greune Stee) gezogen, Straßensperren und Panzerhöcker schlossen die Lücken. Der Bereich beim Tüskendör wurde mit 1,50Meter hohen Dreihöcker versehen, entlang des Nordstrandes und des Südstrandes war eine 7 km lange Minensperre verlegt worden, wegen etwaiger Invasion. Zum Nordstrand hin war ein 2,2 km langes Vorstrandhindernis; am Südstrand 4km – gebaut, dass als Auflauframme für Landungsboote gedacht war; in den Dünen Minenketten die mit elektr. Zündung und mit jeweils 225kg Sprengstoff versehen waren. Beim Seedeich waren die gleichen Sperrsysteme und auf der Promenade waren viele MG-Nester aufgebaut. Vor dem Mai 1945 war der Frontverlauf zwischen Oldenburg - Leer – Delfzijl und Groningen. Ein letztes Gefecht mit den Geschützen von Borkum ging in Richtung Groningen, das aber den Kriegsverlauf nicht mehr beeinflusste. Und so wurde am 05. Mai 1945 die Kapitulation durch General-Admiral von Friedeburg unterschrieben und Borkum ist dann durch den Kommandeur Kapitän zur See Kessler nach 37 jähriger Seefestung, kampflos übergeben worden.
Später wurden alle Bunker gesprengt, bzw. abgerissen und das Metall (Bewährung) wurde zum Schrotthändler gebracht und verkauft.
Fast alle Bunker gesprengt
Wiederaufbau - Marinestützpunkt - Seemannschaftslehrgruppe - Borkum
1958 begann erst wieder der Aufbau der Seefestung Borkum, nicht mehr mit vielen Bunkeranlagen und Geschützen versehen, sondern als Marinestützpunkt Borkum (3. Januar 1957 – 30. Juni 1996) . In den darauf folgen Jahre waren hier die Seemannschaftslehrgruppe; Strandmeisterei; Landungsbootgeschwader; Amphibische Transportkompanie; Minensuchgeschwader; Marinefliegergeschwader 5 mit SAR Bereich (noch heute in Betrieb seit 1964) Bis 1997 währte die Ära der Seefestung – Marineeinrichtung der Bundeswehr auf Borkum, die hier im selbigen Jahr schlussendlich geschlossen wurde.
Letzte noch sichtbare Bunker
.....Annexionspläne
Gebietsansprüche - Nach dem Zweiten Weltkrieg planten die Niederlande ab 1945, große Gebietsteile entlang der deutsch-niederländischen Grenze zu annektieren. In Ostfriesland umfasste dies die „Emsmündung vom Ausgang des Dollarts bis zur offenen See beiderseits Borkums, die Insel Borkum, den Küstenstreifen auf dem deutschen Ufer von der Knock bis Pilsum, den bisher deutschen Teil des Dollarts und das Rheiderland“. Quelle