Börkum hett Tied för di | Breite 53´33´N | Länge 6´45´E

Böskupp van Börkum

Uns ist in alten maeren

wunders vil geseit
Borkum

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Die Geschichte Borkums läßt sich - wenn auch nur fragmentarisch - bis in das ferne Altertum hinein verfolgen, denn die Berichte römischer Historiker er¬wähnen diese Insel und ihre Bewohner des Öfteren an hervorragender Stelle. So bezeichnet Strabo sie unter dem Namen „Byrchanis" als die bedeutendste friesische Insel, deren sich der Feldherr Drusus bereits im Jahre 12 v. Chr., aus wichtigen strategischen Erwägungen, nach einer förmlichen Belagerung bemächtigte. Der ältere Plinius lernt sie ebenfalls um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. kennen und nennt sie „Burchana" mit dem Attribut „Fabaria, die Bohneninsel", deren Bewohner, dem Stamme der Chauken angehörend, in Schilfhütten, die auf Erdhügeln erbaut sind, wohnen und als arme Fischer mühsam ihr Dasein fristen. Tiefe Dunkelheit liegt alsdann für nahezu ein Jahrtausend über der Insel und ihren Bewohnern. Erst z. Zt. der Karolinger Herrschaft rückt unsere Insel wieder in das Blickfeld der Geschichte, nun jedoch nicht mehr als „Burchana", sondern unter dem Namen „Bant", einem Restteil der im Laufe der Jahrhunderte von den Fluten zerrissenen alten Großinsel „Burchana“ Im 9.Jahrhundert wird die Insel christianisiert, und begüterte Neubekehrte schenken dem damals berühmten Kloster Fulda Ländereien auf ihr. Große Fluten in den folgenden Jahrzehnten dezimieren den Bestand Bants mehr und mehr, so daß die Bewohner sich gezwungen sehen, auf das benachbarte ostfriesische Festland überzusiedeln. Mehrere Jahrhunderte hindurch bleibt die Insel unbewohnt. Wann die Neubesiedlung Bants begonnen hat, ist zweifelhaft, vielleicht im 12. Jahrhundert, vielleicht später. Im Mittelalter findet, unsere Insel - diesmal unter dem Namen „ Borkna" - in den Chroniken der Äbte Enno und Menno von Witte Erwähnung, als sich im Mai 1227 bei Borkna die friesische Kreuzflotte zur Fahrt „ versus terram sanctam" sammelte, und als hier im Jahre 1270 etwa 50 Koggen einer anderen Kreuzfahrerflotte wegen ungünstiger Windverhältnisse 20 Tage aufgehalten wurden. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts befinden sich die ostfriesischen Inseln im Besitze der Häuptlingsfamilie tom Brok, dem der Herzog Albrecht, Herr von Ostfriesland, die Eilande - unter ihnen an erster Stelle die Insel „Borkyn als Lehen übertragen hatte. Die Urkunden dieser Jahre sind nur seht spärlich und lassen über das damalige Wirtschafts- und Sozialleben auf der Insel mehr oder weniger nur Vermutungen zu. Sicherlich haben die maritimen Erwerbsquellen der Schiffahrt und Fischerei jedoch die vorherrschende Stellung eingenommen. Daneben hat die Viehhaltung erhöhte, die Agrikultur dagegen geringere Bedeutung. Im engen Zusammenhang mit der blühenden Schiffahrt der benachbarten Hafenstadt Emden, deren Flotte damals zu den bedeutendsten Europas gehörte, und deren Wohlstand sich auf das Wirtschaftsleben Borkums stets opportun auswirkte, wird auf der Insel im Jahre 1576 vom Rät der Stadt Emden der massive und wuchtige Alte Leuchtturm errichtet, dessen Feuer Jahrhundertelang die Sicherung der Emsschiffahrt gewährleist hat.

Seit Beginn des 17. Jahrhunderts sind wir auf Grund nahezu lückenloser amtlicher Unterlagen über die Geschichte unserer Insel gut unterrichtet. Eine Designation des Inselvogtes Dirk van Lheer aus dem Jahre 1606 zeigt, daß Borkum damals von 164 Menschen, die in 46 Haushaltungen zusammenleben, bewohnt wird. Da es freien Landbesitz auf der Insel nicht gibt, hat der Landesherr dasjenige Inselgebiet, welches durch den Deich geschützt wird, an 17 Altbauernfamilien in Erbpacht gegeben. Daneben werden vom Vogt van. Lheer noch 28 sogenannte Neubauern aufgeführt, die keinen Anteil an dem eingedeichten Land haben, sondern gegen Nutzungsgelder ihr Vieh in den Außenweiden grasen lassen können. Neben der Landwirtschaft werden Fischerei und auch Schiffahrt betrieben. Hierzu dienen anfangs des 17 Jahrhunderts 9 Fischereifahrzeuge, 1 Kauffahrteifahrzeug und ein Schillschiff, das Schill zur Herstellung von Muschelkalk von der Insel zum ostfriesischen Festland zu verfrachten hat. Die Ausübung der Fischerei ist ursprünglich mit einer Kontribution verbunden die in der Abgabe von Fischen an den fürstlichen Hof besteht. Diese Naturalablieferung wird später jedoch in Geldabgaben umgewandelt, so daß z. B. gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Insulaner insgesamt 40 Gulden davon 13 Gulden als Robbe- (Seehund) - Geld und 27 Gulden als Schull- (Schollen) -Geld -zu entrichten haben. Im Übrigen sind die Insulaner, da sie bis ins 18. Jahrhundert noch dem 4.Stande angehören, steuerfrei. Der Historiker Freese schreibt dazu bezeichnenderweise: ,, die Insulaner sind von dem Steuerwesen völlig frei, bezahlen weder Schazzung noch Accise oder Sorrogat derselben an die Landschaft und sind vielleicht das einzige Land im Deutschen Reich, das kontributionsfrei ist." - Auf Borkum ist eben alles anders, auch damals schon! Zur Wahrung der herrschaftlichen Rechte ist seit: altersher der Inselvogt eingesetzt, der als Beamter, nur dem Landesherrn verantwortlich zeichnet. Ihm obliegt in erster Linie die Aufsicht bei der Bergung von Strandgut, die obligatorisch ist, und für deren Unterlassung der Vogt erhebliche Strafen sogen. Poen - anzuordnen hat. Er allein hat die Erlaubnis Handel zu treiben und Alkohol auszuschenken, er wahrt die herrschaftlichen Jagdregale und erhält von den Jagdpächtern alljährlich einen Beuteanteil als sogenannten „pars salari". Er erteilt auch bereits Zuzugsgenehmigungen auf die Insel und wehe dem, der ohne eine solche sich auf der Insel niederläßt; der Vogt hat ihn sofort des Landes zu verweisen und daneben noch dem Delinquenten eine empfindliche Buße aufzuerlegen.

Die Rechte und Pflichten des Vogts, insbesondere seine Kompetenzen gegenüber den Insulanern werden von Zeit zu Zeit in sogenannten „Rollen", die es seit dem Jahre 1574 gibt, und die von dem jeweiligen Landesherrn erlassen werden, festgelegt. Dieses hohe, von den Insulanern geachtete, aber auch gehaßte Amt des herrschaftlichen Inselvogts hat bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Bedeutung gehabt. Der spanische Erbfolgekrieg von 1700-1713 hat für Borkum insofern gewisse wirtschaftliche Bedeutung, als die Seeschiffahrt durch französische Kaperschiffe empfindlich gestört wird, und die Inselschiffer dadurch über ein Jahrzehnt in ihrem Erwerb erheblich geschädigt werden, auf der anderen Seite aber die Strandungen auf Grund der kriegerischen Ereignisse bemerkenswert zunehmen, und die Bergung von Strandgut dadurch in diesen Jahren zu einer ergiebigen Erwerbsquelle wird. So werden innerhalb von 5 Jahren über 11 000 Taler an die Insulaner als Erlös für verkauftes Strandgut ausgezahlt. Zugleich mit dem Ende des Erbfolgekrieges beginnt Borkums erste Blütezeit. Der lukrative Walfang führt fast die gesamte männliche Inselbevölkerung über ein halbes Jahrhundert hindurch Jahr für Jahr vorwiegend auf holländischen Walfängern nach Grönland und der Davisstraße. Der Wohlstand nimmt ganz beträchtlichen Umfang an, so daß sich die reichen Kommandeure auf der Insel eigene Reitpferde und luxuriöse Kariolen halten können. Diese günstige ökonomische Entwicklung hat naturgemäß eine rapide Steigerung des Bevölkerungsstandes zur Folge. Zählte man im Jahre 1650 auf der Insel nur 44 Häuser, hat sich dem gegenüber diese Zahl 100 Jahre später mehr als ver-dreifacht, und im Jahre 1776 leben 852 Einwohner auf Borkum gegenüber 460 im Jahre 1713, dem Beginn der Grönlandfahrten. Der Anno 1780 ausbrechende englisch-holländische Seekrieg bereitet jedoch dem holländischen Walfang und damit einer erfolgreichen Epoche unserer Insel ein abruptes Ende mit traurigen Auswirkungen. Der kometenhafte ökonomische Aufschwung hatte die Insulaner geblendet, sie hatten verlernt, ihre Gärten zu bestellen, sie hatten ihr Vieh und ihre kleinen Fischerfahrzeuge verkauft, so daß sie nach dem jähen Zusammenbruch des Walfanges quasi über Nacht brotlos wurden, und somit einer Zeit lukrativsten Erwerbes Jahre tiefster Armut folgen mußten. Hinzu kommt noch, daß die kommenden politischen Ereignisse diese Entwicklung forcieren.

zerschlagen Wohlstandes
Borkum

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Die Napoleonischen Kriege zerschlagen die letzten Reste des schon fast versiegten Wohlstandes nunmehr völlig. Besonders ist es die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre, die den maritimen Berufen unserer Insel ihr endgültiges Ende bereitet. Lediglich der durch die Sperrung des europäischen Handels mit England verursachte Schleichhandel ist der illegale, jedoch einzige Lebensunterhalt der Borkumer. Als 1810 der König von Holland abdankt, und dadurch Borkum, das seit der Schlacht bei Jena und Auerstädt holländisch war, bis 1813 unter französische Herrschaft gerät, wird unsere Insel von schweren Jahren heimgesucht. Napoleonische Truppen werden auf die Insel verlegt und errichten in den Jahren 1811/12 zur Inhibierung des Schleichhandels und zum Schutze gegen englische Überfälle die sogenannte Franzosenschanze. Die verarmten Insulaner müssen dabei Hand- und Spanndienste leisten und außerdem zeitweilig noch die Truppen ohne Entgelt verpflegen. Vergebens versucht der tüchtige und umsichtige Lehrer Albers durch Gründung einer Spinnanstalt die Not zu lindern. Im Jahre 1827 scheitert dieser Versuch endgültig, nachdem bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein ähnlicher Versuch mißglückt war, als die Borkumer Frauen jene Spinnräder öffentlich verbrannten, die ihnen Friedrich der Große zur Verfügung gestellt hatte, der seit 1744 als Landesherr über Ostfriesland regierte, und dessen Schiffahrt und Handel zu großem Wohlstand führte. Als Ostfriesland und damit Borkum 1815 an das Königreich Hannover fällt, hat sich der Bevölkerungsstand durch Auswanderung der verarmten Schiffer wieder auf etwa 400 Menschen verringert. Die Zeit dieser großen wirtschaftlichen und sozialen Krise kann erst als überwunden angesehen werden, als seit dem Jahre 1850 die ersten Gäste Borkum besuchen, und die dadurch entstehende neue Erwerbsquelle, die Fremdenindustrie sich permanent erweitert. Besonders mit der Fertigstellung der Hannoverschen Westbahn von Rheine nach Emden im Jahre 1856 steigert sich die Gästefrequenz erheblich, Nachdem Feldzug 1866 wird die Insel wieder preußisch.

Im Jahre 1878 wird der etwa 60 m hohe neue Leuchtturm in Betrieb genommen, nachdem in demselben Jahre der Fresnellsche Linsenapparat des alten Leuchtturms durch Brand vernichtet worden War. Der elektrische Leuchtturm am Südstrand, der besonders die Einfahrt der Westerems zu sichern hat, wird 1888 erbaut. Mit der günstigen Entwicklung des Badelebens erhöht sich nunmehr der Bevölkerungsstand, so daß 1885 bereits wieder 998 Menschen, und um die Jahrhundertwende über 2000 auf der Insel wohnen. Mit der wachsenden Zahl der Einwohner genügen die alte reformierte Kirche und auch die Schule den aus den neuen Gegebenheiten der wachsenen Ansprüchen nicht mehr. Im Jahre 1881 wird daher mit dem Bau einer katholischen Kirche begonnen, 1896 wird dieneue reformierte Kirche errichtet und 1899 ein lutherisches Gotteshaus. Im Jahre 1894 wird die höhere Privatschule eingerichtet, die seit April 1914 als Mittelschule anerkannt ist und sich im Regierungsbezirk Aurich und darüber hinaus eines guten Rufes erfreut. Mit dem Ausbau der Befestigungsanlagen seit dem Jahr 1908 vergrößert sich der Bevölkerungsstand der Insel durch Ansiedlung von Soldaten und Beamten sprunghaft. So wohnen 1914 bereits 3 332 Menschen, 1935 3390 und gegen Ende des zweiten Weltkrieges an die 5 000 Menschen auf der Insel. Im August des Jahres 1946 nimmt Borkum dazu noch etwa 1500 Flüchtlinge auf, so daß die Bevölkerung 1947 einen Stand von 6 324 Seelen erreicht hat.

Zur Zeit bietet die Insel ein wenig hoffnungsvolles Bild. Die einzige Erwerbsquelle ist der Fremdenverkehr, der aber allein nicht in der Lage ist, 6 000 Menschen eine solide Existenz zu gewähren. Es ist daher zu wünschen, daß durch Abwanderung der Überschußbevölkerung bald ein gesundes Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Kapazität und einer entsprechenden Bevölkerungszahl geschaffen werden kann.

Dr. Theo Speer , Stadtdirektor

Mag die Zukunft düster vor uns liegen, wir werden die Hoffnung in uns wach halten, daß es doch noch einmal wieder licht und hell wird über unserem Vaterlande und für unser Eiland wieder bessere Zeiten kommen werden . . .

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Quellennachweis: Erarbeitet durch Schönbeck-Borkum | Uns ist in alten maeren wunders vil geseit | 100 Jahre Nordseebad Borkum | Dr. Theo Speer , Stadtdirektor

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